Discussion:
Liebes Domradio, seid ihr in der Krise?
(zu alt für eine Antwort)
Bonaventura
2023-08-01 15:54:57 UTC
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Liebes Domradio, es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ihr eurem Publikum nicht die "Krise" einhämmert. Wann war eigentlich die Kirche nicht in der Krise? Bei der Kreuzung Christi? Bei der Christenverfolgung unter Nero? Beim Sturm auf Rom unter Alarich? Bei den Kreuzzügen? In der Reformation? Bei der Auflösung des Kirchenstaats? Im Kulturkampf? In der Zeit des Nationalsozialismus? Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil? Seit dem Konzil? Also, wann war die Kirche nicht in der Krise? Seit ihr vielleicht in der Krise?

Habt ihr ein Problem mit dem Verhältnis von Glaube und Vernunft? Erwartet ihr ein Dauerticket für den Berg der Verklärung? Sind zu kleine Kirchen aufgrund von Flüchtlingen in der jungen Bundesrepublik für euch ein Zeichen von Glaubensbegeisterung? Erwartet ihr den Dauerrausch kirchlicher Großveranstaltungen?

Lasst doch mal dieses blöde Krisengerede. Packt Probleme an. Aber schafft nicht selber Probleme. Berichtet mal mehr über junge Paare vor der Ehe, über Familiengottesdienstgestaltung, über den Weg in den Priesterberuf, über die Sakramente - aber doch nicht permanent und penetrant über Missbrauch ( ohne gesellschaftliche Einordnung ), Sexprobleme und Erwartungen sexueller Minderheiten..
Christoph Müller
2023-08-01 19:13:39 UTC
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Post by Bonaventura
Liebes Domradio, es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ihr eurem
Publikum nicht die "Krise" einhämmert.
Das ist bequemer, als sich auf das Wesen von Religion zu besinnen.
Religion definiere ich aus vielen Gründen als das Streben nach dem
Überleben der Menschheit. Um Religion überhaupt verstehen zu können,
setzt voraus, dass man überhaupt weiß, worum es geht. Erst dann kann man
beurteilen, was religiös ist und was nicht. Einer
(Religions-)Gemeinschaft anzugehören, heißt noch lange nicht, dass da
auch religiöses Gedankengut gepflegt wird. Es KANN sein. Muss aber
nicht. Es KANN auch sein, dass es sich eine Terrorgruppe handelt, die
sich lediglich religiös "schmücken" will, um z.B. einfacher
Kanonenfutter anwerben zu können.
Post by Bonaventura
Wann war eigentlich die Kirche
nicht in der Krise? Bei der Kreuzung Christi? Bei der
Christenverfolgung unter Nero? Beim Sturm auf Rom unter Alarich? Bei
den Kreuzzügen? In der Reformation? Bei der Auflösung des
Kirchenstaats? Im Kulturkampf? In der Zeit des Nationalsozialismus?
Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil? Seit dem Konzil? Also, wann war
die Kirche nicht in der Krise? Seit ihr vielleicht in der Krise?
Soll das eine Entschuldigung für die aktuelle Krise sein? Die
eigentliche Krise nicht nur der Kirche ist, dass vom Wesen der Religion
überhaupt nicht mehr die Rede ist. Man flüchtet sich in Bibelzitate und
interpretiert diese nach Gusto. Damit macht man sich im Wesentlichen
lächerlich. Kommt dann noch eine Krise oben drauf, werden die Mitglieder
scharenweise das Weite suchen.
Post by Bonaventura
Habt ihr ein Problem mit dem Verhältnis von Glaube und Vernunft?
Ich habe ein Problem mit frommem und inhaltsleeren Gesäusel, das einfach
nicht auf den Punkt kommen will. Sowas hilft nichts und niemandem
irgendwie weiter.
Post by Bonaventura
Erwartet ihr ein Dauerticket für den Berg der Verklärung? Sind zu
kleine Kirchen aufgrund von Flüchtlingen in der jungen Bundesrepublik
für euch ein Zeichen von Glaubensbegeisterung? Erwartet ihr den
Dauerrausch kirchlicher Großveranstaltungen?
Ich erwarte von der Kirche, dass sie sich den Kern von Religion zu
Herzen nimmt und öfters mal hinterfragt, was wirklich religiös ist und
was nicht. Ich denke, dass man das ganz einfach heraus bekommen kann,
indem man öfters mal die Frage stellt "dient's dem guten Überleben der
Menschheit oder nicht"? Wenn ja, dann ist es religiös. Wenn nein, dann
nicht.
Post by Bonaventura
Lasst doch mal dieses blöde Krisengerede. Packt Probleme an.
Das mache ich ja. Von Kirchenoffiziellen gibt's aber nicht mal eine Antwort.
Post by Bonaventura
Aber
schafft nicht selber Probleme. Berichtet mal mehr über junge Paare
vor der Ehe, über Familiengottesdienstgestaltung, über den Weg in den
Priesterberuf, über die Sakramente - aber doch nicht permanent und
penetrant über Missbrauch ( ohne gesellschaftliche Einordnung ),
Sexprobleme und Erwartungen sexueller Minderheiten..
Junge Paare mit Kinderwunsch brauchen vor allem eine Welt mit genügend
Grund zum Optimismus. Keine Kinderschänder. Junge Paare brauchen
Strömungen, die sich um das gute Überleben der Menschheit kümmern.

In der Kirche braucht es deshalb keine Theologen, die 10 cm über dem
Boden entrückt und verzückt über dem Boden daher schweben. Es braucht
handfeste Forscher, Wissenschaftler, Ökonomen, Volkswirtschaftler,
Psychologen, Techniker usw., die wissen, dass es um das gute Überleben
der Menschheit geht und nicht einfach nur um frommes Gesäusel, Intrigen
und Machtspielchen.
--
Servus
Christoph Müller
www.astrail.de
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