Armin Held
2007-03-03 20:58:02 UTC
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Zwei Stammbäume für eine Person - ein Widerspruch?Raw Message
Im Neuen Testament finden wir zwei Stammbäume von Jesus, die sich nicht zur
Deckung bringen lassen. Diese Tatsache wurde von vielen Theologen zum Anlass
genommen, der Bibel Fehlerhaftigkeit zu unterstellen, da die beiden
Stammbäume sich "widersprächen". Dies sei ein Beleg dafür, dass der
Bibeltext nicht wörtlich ernst zu nehmen, sondern nur bildlich zu verstehen
sei. Dabei ist auch dieser "Widerspruch" so leicht aufzulösen! Es ist doch
eine simple Erkenntnis, dass jeder Mensch auf Erden in Wirklichkeit nicht
einen, sondern zwei "Stammbäume" hat, nämlich den seiner Mutter und den
seines Vaters! Und genau das ist auch bei Jesus der Fall. In Matthäus 1:1-16
finden wir die väterlichen Vorfahren von Jesus:
Buch des Geschlechts Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: 2
Abraham zeugte Isaak; Isaak aber zeugte Jakob, Jakob aber zeugte Juda und
seine Brüder.
3 Juda aber zeugte ... aber zeugte Jakob.
16 Jakob aber zeugte Joseph, den Mann der Maria, von welcher Jesus geboren
wurde, der Christus genannt wird. Matthäus 1:1-16; alte Elberfelder
Lukas 3:23-38 dagegen verfolgt die Linie der Vorfahren der Mutter Jesu:
23 Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden, und
war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli, 24 des Matthat, des Levi,
des Melchi, des Janna, ... 37 des Methusala, des Enoch, des Jared, des
Maleleel, des Kainan, 38 des Enos, des Seth, des Adam, des Gottes. (Lukas
3:23-38)
Nicht Widerspruch, sondern Notwendigkeit!
Besonders der Anfang und das Ende dieses Stammbaumes ist interessant:
Jesus war - wie man meinte, ein Sohn des Josef - (ein Sohn) des Eli, (ein
Sohn) des Matthat ... (ein Sohn) des Adam, (ein Sohn) Gottes. Lukas 3:23
Lukas beginnt und endet mit einer geistigen Form von Sohnschaft, denn Josef
war in geistigem Sinne Jesus" Vater, Gott war im geistigen Sinne Adams
Vater - darum werden sie auch in der Bibel als einzige Menschen im Vollsinne
des Wortes bezeichnet, 1.Korinther 15:45-47. Dazwischen verfolgt Lukas die
Linie der biologischen Abstammung Jesu, nämlich der Vorväter seiner Mutter,
von der er ja körperlich abstammt (hebräische Stammbäume ziehen immer die
Väter heran). So erklärt sich, warum die beiden Stammbäume von Abraham bis
König David übereinstimmen, sich von da an jedoch unterscheiden:
Matthäus gibt die dynastische Linie wider, also die erbrechtliche Linie der
Herrscher, beginnend mit König Salomo (Mattäus 1:6). Das ist wohl auch der
Grund, warum er den Stammbaum Jesu nur bis zu Abraham zurückverfolgt, denn
mit ihm beginnt ja das Volk Israel, dessen König Jesus ist. Abraham ist der
erste, dem das Land Israel als Erbe zugesprochen wurde.Dadurch, dass Jesus
der Adoptivsohn von Josef ist, einem Nachfahren David's über die Linie
Salomos, hat er ein Erbrecht auf den Thron Davids.
Lukas dagegen zeichnet die biologische Linie der Vorfahren auf. Von daher
verwundert es nicht, dass er über Abraham hinaus bis auf Adam zurückgeht, zu
der Person, die alle folgenden Vorfahren Jesu mit dem "Stammbaum der Himmel
und der Erde" und somit dem Ursprung des Lebens verbindet.
Erfüllung biblischer Profetie
Noch etwas ist dabei bemerkenswert: Einerseits hatte Gott dem David
versprochen, dass einer seiner leiblichen Nachfahren als König auf dem Thron
sitzen würde. Damit war klar, dass Jesus als der Messias Israels biologisch
von David abstammen musste:
Der HERR hat David einen Treueid geschworen, er wird nicht davon abweichen:
Von der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen. Psalm 132:11;
vergleiche 2.Samuel 7:12-13; Jeremia 33:21; Lukas 1:32
Andererseits hatte Gott als Gericht über abscheuliche Sünden gewisser
Nachkommen Salomos erklärt, dass keiner seiner Nachkommen mehr als König von
Israel in Frage komme. Konkret war es Konja, dem Gott dies ankündigte:
So wahr ich lebe, spricht der HERR, wenn auch Konja, der Sohn Jojakims, der
König von Juda, ein Siegelring an meiner rechten Hand wäre, würde ich dich
doch von dort wegreißen ... Schreibt diesen Mann auf als kinderlos, als
einen Mann, dem nichts gelingt in seinen Tagen! Denn von seinen Nachkommen
wird es nicht einem gelingen, auf dem Thron Davids zu sitzen und weiterhin
über Juda zu herrschen. Jeremia 22:24,30
Der einzige Ausweg aus dieser scheinbaren Zwickmühle war, dass ein Nachkomme
aus einer anderen Linie Davids Thronerbe würde. Tatsächlich führt die
biologische Linie von David zu Jesus über Nathan, einen anderen Sohn Davids.
Das Problem hierbei ist wiederum, dass dies nicht die dynastische Linie ist,
also die für den Thron erbberechtigte.
Die einzige Möglichkeit, beides, die körperliche und die herrschaftliche
Linie wieder zu vereinigen war, dass ein männlicher, erbberechtigter
Nachfahre Davids aus der Linie über Salomo einen biologischen Nachfahren aus
der Linie über Nathan als Erstgeborenen "adoptierte" und ihm das Thronrecht
vererbte. Jesus ist somit die einzig mögliche und perfekte Erfüllung aller
alttestamentlichen Profetien über die Herkunft des Messias!
Armin
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