Post by Juergen IlseHallo,
Post by Juergen IlseDer Teil seines Vermoegens, den er behaelt, ist immer noch um ein vielfaches
groesser als selbst die meisten wohlhabenden Buerger jemals in ihrem Leben
zur Verfuegung haben. IMHO relativiert das den Wert dieser "guten Tat" doch
etwas ...
[Ich habe Zanders üblichen Blödsinn herausgeschnitten.]
Ich bin mir nicht so sicher, dass du mit deiner Einschaetzung richtig liegst.
Auch die Kirchen investieren viel Geld fuer die Allgemeinheit. Und Facebook
soll einen Wert von ueber 200 Milliarden Dollar haben ...
Aber abgesehen davon bewundere ich das Engagement von Personen mehr, die
dadurch tatsaechlich erhebliche Einschraenkungen hinnehmen muessen, wie
z.B. die Aerzte, die fuer "Aerzte ohne Grenzen" lange Zeit unentgeltlich
im Ausland arbeiten oder Menschen, die sehr viel Zeit fuer ehrenamtliche
Taetigkeiten aufbringen ...
[...]
Ihrer Bewunderung entspricht einer Betrachtung, die jeder aus dem neuen
Testament kennt, nämlich der Geschichte vom Scherflein der armen Witwe.
Die Berechtigung dieser Geschichte liegt aber nicht in einer Diskussion
über Spendenwesen, sondern in dem Hinweis, Leute nicht gering zu
schätzen, weil ihre Leistungskraft gering ist.
Für die durch Spenden geförderten Projekte und die Leute, denen sie
zugute kommen, ist die absolute Höhe der Spende aber sehr wohl von
Bedeutung, sei es daß sie besser gefördert werden können, oder daß mehr
Leute gefördert werden können. Wenn man das außer acht läßt, betrachtet
man das ganze Spendenwesen nur als Selbstbefriedigung in Edelmut und die
Empfänger als die Staffage dafür.
Noch etwas zu Ihrer Bemerkung, daß die Kirchen viel Geld für die
Allgemeinheit investieren. Das ist eine beliebte Antwort auf die Kritik
an Kirchensteuern. Ich halte von diesem Argument nichts. Damit will ich
nicht sagen, daß die angeführten Beispiele falsch sind. Ich meine aber,
daß man ruhig ehrlich sagen soll, daß die Mitgliedsbeiträge, also die
Kirchensteuer, für den Betrieb des Vereins bestimmt sind, und daß das
völlig berechtigt ist. Ich brauche dabei nur an die kurzen Phasen zu
denken, in denen ich Mitglied im Kirchenvorstand war. Als mit Abstand
größte Posten habe ich dabei die Personal- (Rang 1) und Gebäudekosten
(Rang 2) kennengelernt. Wer an den Personalkosten krittelt, verlangt im
Grunde, daß die Beschäftigten (Pfarrer, Diakone, Sozialarbeiter usw.)
und ihre Familien ein möglichst ärmliches Leben führen sollen. Wenn das
das Ideal eines Arbeitgebers sein soll, würde ich den betreffenden
Kritiker gern fragen, was für ein Gehalt er selbst bezieht. Übrigens:
Ich erinnere mich, daß einer der Oberarmutsapostel dieser NG, Peter
Zander, vor Jahren hat einmal durchblicken lassen, dass er selbst so
viel verdient hatte, daß er sich in erstaunlich jungen Jahren zur Ruhe
setzen konnte. Er ist seitdem für mich in Sachen Armutsideal der
verlogenste Mensch, den ich kenne. Gebäudekosten: Ohne Vereinsgebäude
ist ein Clubleben schlecht möglich, es sei denn, man trifft sich in
Gastwirtschaften. Das würde ich etwa für Jugendgruppen nicht empfehlen.
Deshalb haben viele Orte Bürgerhäuser geschaffen, die sie den Vereinen
günstig zur Verfügung stellen. Die Kirchen finanzieren ihren Bedarf selbst.
Schließlich die ständige Bemerkung zu den Schätzen des Vatikan. Ich bin
selbst mit Vergnügen durch die Vatikanischen Museen gegangen und habe
mich nicht daran gestört. Was wäre der Unterschied, wenn die katholische
Kirche sich davon trennen würde. Würde sie es verschenken, dann wäre
damit kein einziger Cent für Arme locker gemacht. Würde sie es an den
Staat verkaufen, dann hätte der Staat entsprechen weniger Geld zur
Verfügung. Der Gesamtsaldo wäre Null. Würde sie es an einen einen
genügend reichen Privatmann verkaufen (z.B. Mark Zuckerberg), dann
könnte er entsprechend weniger spenden. Der Gesamtsaldo wäre wieder
Null. Würde er die gekauften Bilder dann in seinen Privatgemächern
aufhängen, wären sie der Öffentlichkeit entzogen. Die Gesamtlage wäre
dann schlechter als jetzt. Sofern die Dinge einmal für eine religiöse
Umgebung geschaffen wurden, würden sie bei einem Verkauf aus ihem
ursprünglichen kulturellen Zusammenhang gerissen. Das sehe ich ebenfalls
nicht als Vorteil.
--
LW
de.sci.medizin.misc gelöscht
fup2 dswc